Rahel Levin wird am 19.Mai 1771 in Berlin als
ältestes Kind von Markus Levin und
seiner Frau Chaim geboren. Markus Levin gilt zu dieser Zeit als wohlhabender
Kaufmann; er ist Juwelenhändler. Sein Reichtum soll aus der Kriegsfinanzierung
des siebenjährigen Krieges herrühren. Geschwister von Rahel Levin sind Markus
(1772), der älteste der Brüder und Erbe des väterlichen Geschäfts, Ludwig
(1778), der Schriftsteller wird und sich Ludwig Robert nennt, Rose (1781) Und
Moritz (1785).
Das Haus Levin ist orthodox und vermittelt
seinen Kindern im Vergleich zu anderen wohlhabenden Häusern keine Bildung. Zu
hause wird Judendeutsch gesprochen, Rahels früheste Briefe sind in Hebräischen
Lettern geschrieben.
Rahel pflegt eine Jugendfreundschaft mit dem
gleichaltrigen David Veit, mit dem ein regelmäßiger Briefwechsel aus den Jahren
1793 - 1796 vorhanden ist. Rahel kann sich den in orthodoxen jüdischen Familien
üblichen frühen Verheiratungsversuchen entziehen.
Im Jahre 1790 stirbt ihr Vater. Als Frau kann
sie zwar nicht in die Leitung des väterlichen Geschäfts eintreten, erringt aber
doch eine herausragende Stellung in der Familie. Dies ermöglicht ihr, ihren
Salon aufzubauen. Das väterliche Geschäft wird von Markus übernommen. Das
bedeutet jedoch auch, daß die Mutter, sie und die übrigen Geschwister
wirtschaftlich von ihm abhängig sind, man kann sogar soweit gehen zu sagen, von
seinem Wohlwollen abhängig sind. Dies führt in späteren Jahren zu aufreibenden
Streitigkeiten über das Erbe.
Hier sei zunächst einmal festgestellt, dass
ihr Salon (ihr erster Salon) von 1790 bis 1806 existiert. Von den
Voraussetzungen der Salonbildung sind erfüllt: der wohlhabende Bürgerstatus,
wenn nicht Großbürgerstatus, ein genügend großes Haus, um Gäste zu empfangen
und eine Frau - nämlich Rahel - als Salonière. Woher kommt aber die als
conditio sine qua non notwendige Bildung? Rahel erwirbt ihre Bildung als
Autodidakt durch Lesen. Rousseau, Lessing, Shakespeare, Dante, Diderot gehören
zu ihren Autoren. Rahel soll keine besonders schöne Frau wie etwa Henriette
Herz gewesen sein, ja manchmal wird sie als klein und häßlich gekennzeichnet.
Rahel wird aber eine Faszination im Gespräch nachgesagt. Und Rahel kann und
reflektiert das selbständige Denken.
1794 verlässt Rahel das erste Mal Berlin und
unternimmt eine Reise zu Verwandten nach Breslau.
1795 reist sie mit der Schauspielerin
Friederike Unzelmann nach Teplitz und wohnt dort bei der Gräfin Pachta. Dieses
Treffen ist ein Teil einer Weichenstellung. Bemerkenswert ist aber
insbesondere, daß man auf einige Tage nach Karlsbad fährt. Rahel hat dort eine
erste Begegnung mit Goethe. Ihre Goetheverehrung wird sie ihr ganzes Leben
begleiten und manchmal ein bißchen Schicksal spielen.
Im Winter 1795/96 lernt Rahel den Grafen Karl
von Finckenstein kennen. Ihre erste Liebesbeziehung, die bis zur Verlobung
voranschreitet, dann aber nach vierjähriger Verlobung scheitert. Nach dem Ende
dieser Beziehung verläßt Rahel mit der Gräfin
Karoline von Schlabrendorf
Berlin und reist nach Paris. Die Gräfin erwartet ein uneheliches Kind,
und so bietet sich die Begleitung durch Rahel an, um den Verlobten zu
vergessen. In Paris lernt sie durch Vermittlung von David Veit den Hamburger
Kaufmann Wilhelm Bokelmann kennen.
1801 kehrt Rahel nach Berlin zurück und lernt
Friedrich von Gentz kennen.
1801/02 hat Rahel eine zweite Liebesbeziehung
mit dem spanischen Legationssekretär Don Raphael d´Urquijo. Die Beziehung
zerbricht 1804.
Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt im
Jahre 1806 zieht Napoleon in Berlin ein, das bis 1808 besetzt bleibt. Dadurch
wird das Vermögen der Familie geschädigt, man muß sich Einschränkungen
auferlegen, und dies führt in der Folge zu den Auseinandersetzungen mit den
Brüdern. Das gesellschaftliche Leben erstirbt in dieser Zeit.
Ab 1808 beginnt Rahels Beziehung zu Karl
August Varnhagen.
1808 führen Spannungen zwischen der Mutter und
Rahel zur Aufgabe der Wohnung in der Jägerstraße; Rahel zieht in die
Charlottenstraße (bis 1810).
Im Frühjahr 1809 ergibt sich für Rahel die
dritte Liebesbeziehung zu Alexander von der Marwitz.
1809 stirbt Rahels Mutter. Und ab 1810 nennt
sich Rahel Levin Rahel Robert.
1812 erfolgt die Veröffentlichung der auf
Goethe bezüglichen Stellen aus dem Briefwechsel zwischen Varnhagen und Rahel im
Cottaschen „Morgenblatt“.
Wegen der Kriegswirren reist Rahel 1813 nach
Prag. Sie wird sich dort um die Pflege von Verwundeten kümmern. Sie kehrt 1814
wieder nach Berlin zurück und wohnt zunächst bei ihrem Bruder.
Am 27.September 1814 erfolgt die Taufe und die
Vermählung mit Varnhagen. Ihre Taufnamen sind Antonie Friderike. Anschließend
geht Rahel mit Varnhagen zum Kongreß nach Wien. Varnhagen kann einen alten
Adelstitel aus Westfalen reaktivieren. Danach nennt sich das Ehepaar Karl
August und Rahel Varnhagen von Ense.
1815 befindet sich Rahel in Frankfurt, wo sie
von Goethe besucht wird.
1816 ziehen Varnhagen und Rahel nach
Karlsruhe. Dort ist Varnhagen preußischer Geschäftsträger. Nach der
Kotzebue-Affäre und den daraus resultierenden Karlsbader Beschlüssen wird
Varnhagen wegen zu großer Liberalität nach Berlin abberufen.
1819 kehren die Varnhagens nach Berlin zurück.
Rahel führt ihren zweiten Salon, der jedoch die Bedeutung des ersten nicht
erreichen kann. Dennoch verkehren in ihrem Hause wieder Schriftsteller. So 1821
Heinrich Heine.
Am 7.März 1833 stirbt Rahel Levin, mit
christlichem und ehelichem Namen Antonie Friederike Varnhagen von Ense.